Sprachforum

Dr. Doris Steffens: "Nicht nur Anglizismen... Neue Wörter und Wendungen in unserem Wortschatz"

In der Forschungsgruppe Neologismen des Instituts für Deutsche Sprache werden seit 1997 die Neologismen ermittelt und beschrieben, die in den 90-er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgekommen und in die Allgemeinsprache eingegangen sind. Die für eine Internetpräsentation vorbereiteten Daten werden im Jahr 2004 zunächst als Buch publiziert und später auch online verfügbar sein.

Ein außersprachlicher Aspekt ist, dass relativ viele Neologismen der 90-er Jahre nur wenigen Fach- und Sachbereichen zuzurechnen sind:

  • Computer/Internet (z.B. doppelklicken, E-Mail, Homepage)
  • Medien (z.B. Bezahlfernsehen, Latenightshow, Multiplexkino)
  • Soziales/Gesellschaft (z.B. Babyklappe, Minijob, Ostalgie)
  • Sport (z.B. Carvingski, Gelbsperre, inlineskaten) und
  • Wirtschaft (z.B. Globalisierungsfalle, outsourcen, Scheinselbständigkeit)

Ein innersprachlicher Aspekt ist, dass sich diese Neologismen zu 40% aus Lehnwörtern (Angloamerikanismen) und zu 60% aus im Deutschen gebildeten Wortbildungsprodukten zusammensetzen. Aufgrund dieses Befundes relativiert sich der Eindruck, dass in den zurückliegenden Jahren, in der Hoch-Zeit von Internet und Technoparty, neue Wörter fast nur noch aus dem Englischen entlehnt worden sind. Der Eindruck von der Überzahl der Angloamerikanismen ist sicher nicht zuletzt deshalb entstanden, weil derartige Übernahmen in besonderem Maße auffällig sind und Schwierigkeiten bei der Assimilation bereiten (können).