Sprachforum

Dr. Kathrin Steyer: "Kalte Duschen, begossene Pudel, trockene Tücher. Warum sind feste Wortverbindungen wichtige Bausteine der Kommunikation?"

Eine Entscheidung trifft man. Einen Versuch macht man.
Der Nachbar ist und bleibt ein eingefleischter Junggeselle.
Jemand schüttet das Kind mit dem Bade aus bzw. verliert Haus und Hof
Und wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben.

Wir verwenden beim Sprechen nicht einfach nur einzelne Wörter, die wir zu sinnvollen Sätzen oder Texten zusammenfügen, sondern in besonderem Maß mehr oder weniger feste Wortverbindungen. Als Muttersprachler setzen wir diese allgemein üblichen Wortkombinationen sehr häufig und oft ganz unbewusst ein. Sie dienen quasi als sprachliche Bausteine oder "Halbfertigprodukte", die unser Sprechen und Schreiben effizienter und einfacher machen. Schwierigkeiten ergeben sich aber oft für den Nicht-Muttersprachler, da diese Wortverbindungen von Sprache zu Sprache sehr unterschiedlich sind und sich selten 1:1 entsprechen. Seit Jahrzehnten arbeiten Wissenschaftler an Methoden, um herauszufinden, welche Einheiten auf welche Weise in unseren Köpfen gemeinsam abgespeichert und bei der Kommunikation abgerufen werden, welche Wortverbindungen aktuell sind, welche veraltet. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse dienen auch praktischen Zwecken. So können sie als Lerninhalte im Fremdsprachenunterricht vermittelt, in Wörterbücher aufgenommen oder als Formulierungshilfen vor allem für Übersetzer zur Verfügung gestellt werden.

Am Institut für Deutsche Sprache wurden neuartige mathematisch-statistische Computermethoden entwickelt, die für die Analyse der IDS-Korpora, der weltweit größten elektronischen Textdatenbank für das Deutsche, eingesetzt werden und vor allem auch im Bereich der Wortkombinationen neue Einsichten ermöglichen.

Der Vortrag demonstriert, wie man mit Hilfe der Analyse von sprachlichen Massendaten aktuellem Sprachgebrauch speziell im Bereich der Redewendungen auf die Spur kommen kann, und zeigt, wie sehr uns unser individuelles Sprachgefühl - z.B. bei der Entscheidung darüber, was üblich oder unüblich, richtig oder falsch ist - auch täuschen kann.