Gastvortrag von Prof. Dr. Hilke Elsen (Universität Augsburg)

Hiermit lade ich alle interessierten Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und die Gäste des Instituts für Deutsche Sprache ein. Frau Prof. Dr. Hilke Elsen (Universität Augsburg) hält einen Vortrag zu: Lautsymbolik
Über die Notwendigkeit einer sprachwissenschaftlichen Auseinandersetzung
Zeit: Donnerstag, 5.11.2015, 11.00 Uhr
Ort: Vortragssaal des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) Lautsymbolik, auch Phonosemantik, bezieht sich darauf, dass die Sprachbenutzer/innen dem Wortklang bzw. den phonologischen Informationen semantische Informationen entnehmen können. Sie umfasst Aspekte wie Schallnachahmung/Onomatopoesie (ping-pong, klapp!), den Ausdruck von Gefühlen (au!, ih!), aber auch sinnesübergreifende Beziehungen wie etwa die akustisch-sprachliche Darstellung nichtakustischer Erscheinungen (schnapp!, i – ‘kleiner’, a – ‘größer’). Begriff und Konzept blicken auf eine lange Tradition zurück. Lautsymbolismus wurde immer wieder philosophisch und tendenziell auch sehr spekulativ behandelt, nahm aber Anfang des 20. Jahrhunderts aufgrund zahlreicher Experimente wissenschaftlich Konturen an. Ein Problem waren und sind jedoch subjektive Aussagen oder Überinterpretationen, wenn beispielsweise Einzellauten eine Bedeutung zugeschrieben wurde, etwa f stehe für ‘munter’ und ‘fröhlich’ wie in fegen, fliehen, Fahne (kritisch dazu Schneider 1938: 168f.). Dies führte weitgehend zu Distanzierung und Vernachlässigung des Themas. Eine nicht unerhebliche Forschungshürde stellt außerdem das Saussuresche Arbitraritätspostulat dar. Daher beschäftigt sich die Linguistik heute so gut wie gar nicht mit der Thematik. Aber es gibt gute Gründe, warum wir uns ein Nichtwissen nicht leisten können: 1.         Den Studentinnen und Studenten wird seit hundert Jahren erklärt, das Verhältnis zwischen Lautkörper und Bedeutung sei grundsätzlich arbiträr, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen. Aber das stimmt so nicht. 2.         Für einige wissenschaftliche Disziplinen spielt Lautsymbolik durchaus eine Rolle. 3.         Die spärliche linguistische Forschung wirkt sich negativ auf Studiendesigns, Forschungsergebnisse und Schlussfolgerungen aus. Dieser Vortrag führt zunächst in die Grundlagen des Forschungsgegenstandes ein. Danach widmet er sich intensiver dem dritten Punkt und stellt aktuelle Studien und Argumentationen aus verschiedenen Bereichen wie Ideophonieforschung, Sprachevolution und Werbepsychologie vor, die wegen des stark eingeschränkten Wissens um Lautsymbolik blockiert werden oder zu Fehlannahmen kommen. Hauptziel ist es, die Notwendigkeit einer linguistischen Auseinandersetzung deutlich zu machen.